¬ Roseline Rannoch
Der Zombie gilt als untote Kreatur, die sich vom Fleisch lebender Menschen ernährt und sie in ihre eigene Art verwandelt. Die ambivalente Natur der Beziehung zwischen Tod und neuem (pervertiertem) Leben verbindet sie mit uns...
Wir verwandeln uns also allmählich in Zombies. Ich betrachte diese Zombifizierung als eine Art von Menschwerdung. Wir verwandeln uns quasi (zurück) in uns selbst. Wir stehen schließlich zu unserem Hunger und unserer FOMO (Fear of Missing Out). Unser von außen gesteuerter Hunger ist ein Ausdruck unserer Freiheit. Keine Angst mehr vor falscher Darstellung! Wir repräsentieren uns selbst und nur uns selbst als eine verzehrende, melancholische Masse. Für mich ist es eine Zeit der Traurigkeit und des Abschieds vom Mythos eines schönen Vampirismus und eines Modernismus, der mich lange genährt, aber auch viele andere getäuscht und ausgeschlossen hat. Es ist gut, dass diese alte "Neue Welt" mit ihren Gewaltmonopolen verschwindet. Glauben Sie auch, wie die meisten Menschen, dass es der Welt in zwanzig Jahren viel schlechter, Ihnen persönlich aber viel besser gehen wird? Wie viel Gewalt werden wir in Zukunft anwenden, um unser persönliches "Glück" zu sichern? Auch darum wird es gehen.
¬ RR
Vitrine
Roseline Rannoch studierte Lateinamerikanische Literatur und Philosophie an der FU Berlin, bevor sie ihr Studium der Bildenden Kunst und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe abschloss. Ihre multidisziplinäre Praxis manifestiert sich vor allem in der Bildhauerei, aber auch in komplexen raum-zeitlichen Arbeiten, die mit verschiedenen digitalen und analogen Medien erkundet werden können. Ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der immateriellen Sphäre des Denkens und der Sprache. Rannoch verweist auf den rätselhaften, poetischen Reichtum der uns scheinbar so vertrauten Dinge. Die formale Sparsamkeit ihrer Arbeiten, der provisorische, ephemere Charakter ist unmittelbar zu spüren und doch stecken fundamentale Fragen und Themen dahinter.