Die künstlerische Praxis von Cemile Sahin bewegt sich zwischen Film, Fotografie, Skulptur und Literatur. Indem sie verschiedene Medien frei einsetzt, ohne das eine oder andere zu bevorzugen, verkörpert ihr Werk die heutige Synchronizität von bild- und textbasierter Kommunikation. Indem sie Bilder in ihre Bücher und Text in ihre Bildwelt integriert, bewegt sich Sahin mit außergewöhnlicher Beweglichkeit zwischen Wort und Bild, zwischen Stand- und Bewegtbild, zwischen Text als Form, Zeichen und Symbol. Die bewusst elliptisch und fragmentarisch gehaltenen Erzählstrategien ihrer Arbeit greifen auf ein episodisches Erzählformat zurück, das sich in zeitgenössischen Fernsehserien und Internetvideos etabliert hat. In ihrer Praxis erkennt Sahin die Subjektivität und Kodiertheit jeder Erzählung und deren Instrumentalisierung durch die Medien an. Ihre Arbeiten finden einen schwindelerregenden Rhythmus in der bewussten Nutzung der Dynamik dieser Prozesse und reißen ihre Betrachter:innen zu unerwarteten und manchmal unbequemen Erkenntnissen mit, darunter die, dass die Geschichtsschreibung von ständig wechselnden Perspektiven bestimmt wird und schon immer wurde.

2019 erschien ihr Debütroman TAXI, 2020 folgte ihr Buch ALLE HUNDE STERBEN, die beide integraler Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis sind.